Von glücklichen Hühnern

 

Unsere Mitarbeiterin Judith Wentzel war zu Besuch auf dem Bioland-Hühnerhof Grütter in der Dingdener Heide. Beim Besuch des Hofes von Ulrike und Berthold Grütter fühlt man sich in Kindheitstage zurückversetzt: Die Hühner laufen frei auf dem Gelände herum: Manche scharren unter der Hecke, rascheln durch den Miscantus, andere sitzen gackernd auf dem Traktor oder im Schatten unter den Büschen. Eben so wie früher. Berthold Grütter ist es wichtig, dass die Tiere ihren Bedürfnissen entsprechend aufwachsen können: „Ab dem 42. Lebenstag gehören sie raus“, sagt er. Deshalb sind die Stalltore fast das ganze Jahr über am Tag geöffnet. Die Hühnchen haben freien Zugang zum Weideauslauf, wo sie scharren, sandbaden, picken und sonnen können.

Abends geht’s dann zurück in einen der vier Ställe, die der Biobauer für seine Hühner bereithält – und die er liebevoll „Zimmer“ nennt. Dort sorgen Miscantus-Einstreu, Sitzstangen und großzügige Raumverhältnisse für ein artgerechtes Heranwachsen der Hühnchen. Was den Biolandhof von Berthold Grütter so besonders macht, ist der geschlossene Kreislauf: Die Küken stammen aus der eigenen Elternherde und wohnen auf dem Dachboden der Scheune, wo sie bei molligen 30 Grad picken, piepsen und kuscheln. Nach 4–6 Wochen und 950 g schwerer ziehen sie dann nach draußen in einen der Freilaufställe um. Die Anzahl der Tiere in Biobetrieben, wie dem der Grütters, wird durch die vorhandene Ackerfläche begrenzt, auf der Futter und Einstreu für die Tiere angebaut werden. Mit gut 11.000 Tieren ist der Hof in der Dingdener Heide zwischen Niederrhein und Münsterland an seiner Obergrenze angelangt. Übrigens haben Biohühner ein Anrecht auf mindestens 8 Stunden Stallruhe, sowie einen Auslauf von 4 Quadratmetern pro Huhn.

Ein Biohuhn darf 70 Tage leben, bis es sein Schlachtgewicht von 2,5 Kilo erreicht hat. Ein „konventionelles“ Masthuhn hat für das gleiche Gewicht nur 42 Tage Zeit – ein Teil der Hühner wandert sogar schon nach 30 Tagen mit 1,6 Kilogramm auf den Schlachthof. Woran liegt es, dass die Tiere von Geflügelbauer Grütter viel langsamer wachsen? Ganz einfach: Die Tiere fressen nur Getreide und Leguminosen – und sie bewegen sich mehr. Sie setzen so weniger Fett an und Berthold Grütter muss viel mehr füttern. Während er für ein Kilogramm Fleisch drei Kilogramm Futter benötigt, schafft ein konventioneller Betrieb das gleiche Fleischgewicht mit nur 1,6 Kilo Futter. Dafür, so Grütter, haben seine langsam heranwachsenden Hühnchen einen deutlich kräftigeren Geschmack.

Fünf Euro betragen die Futterkosten für ein Biohuhn von der Aufzucht bis zur Schlachtung. Dazu kommen die Kosten für Stall und Arbeitslohn – zwei Euro. Ein Euro kostet Grütter ein Küken, sodass für die Aufzucht sieben Euro pro Brathühnchen auf der Rechnung stehen. Hinzu kommen dann noch die Kosten für Transport, Schlachtung, Verarbeitung, Verpackung und Kühlung. Somit liegen die Kosten für ein Biohuhn deutlich über denen des konventionellen Handels. Dafür steht am Ende des Weges jedoch ein transparent und artgerecht aufgezogenes Brathühnchen – und das schmeckt man auch!

Probiert es doch mal aus und achtet darauf, wenn es wieder frische Hühnchen im Paradieschen BioLaden gibt.

Bioland

Seit mehr als 45 Jahren erzeugen die Bioland-Mitgliedsbetriebe gesunde, nachhaltige Lebensmittel – als ökonomische und sozial verträgliche Alternative zur industriellen Landwirtschaft. Das gilt auch für Berthold Grütter, der sein Geflügel mit Getreide aus eigenem Bioland-Anbau füttert. Zur Abrundung der erforderlichen Nährstoffversorgung werden eiweißhaltige Hülsenfrüchte und Leguminosen aus der nahegelegenen Bio-Futtermühle zugefüttert.