Phasenweise
Das letzte Mal hatte ich Anfang der 90er meine Selbstversorger-Phase. Ich wollte Schafe haben statt eines Rasenmähers, Bienen halten und außerdem Essig und Bier selbst herstellen. Da es damals jedoch weder youtube noch erfahrene Personen in meinem Umkreis gab, die ich diesbezüglich hätte um Rat fragen können und sich meine Familie in Sachen Schafe recht eindeutig positionierte, ist mir am Ende nur der Sauerteig geblieben um meine Überzeugung auszuleben. Ich schaffte mir eine Getreidemühlen an – elektrisch betrieben – ein kleines Zugeständniss ob des fehlenden Windrades und nachdem ich mir mit der Handmühle reichlich Blasen zugezogen, sowie eine plastische Vorstellung von 2kg Getreide in Mehlform erhalten hatte – und generierte meinen ersten Sauerteig, der immerhin einige Monate überlebte. Derweil baute ich Gemüse an, legte es ein, den Dill und Salat fraßen die Schnecken und irgendwann reduzierte sich die ganze Sache auf das alljährlich wiederkehrende Obsteinkochen. Bis vor drei Wochen! Ich weiß nicht welchen Hormonen ich es zu verdanken habe, dass ich auf die Idee verfiel wieder Sauerteig ansetzen zu wollen. Bei Minusgraden im Winter! Wo das Zeug doch dauernd warm gehalten werden muss! Obwohl ich den Ansatz die ersten Tage über Nacht mit Wärmflasche in den Backofen gepackt – während ich jämmerlich fror – und tagsüber mit Geschirrhandtüchern umwickelt in mein Bett gesteckt hatte, wollten die Hefen nicht so recht in Gang kommen. Immerhin entwickelte sich der Geruch nach Lehrbuch, sodass ich die Hoffnung nicht aufgab. Und zum Dank quoll das Zeug am 6. Tag praktisch explosionsartig aus der Schüssel. Zum Glück steckte der Teig da gerade nicht in meinem Bett! Ich weiß jetzt wieder, warum es Sauerteig-Extrakt in Pulver- und flüssiger Form gibt. Mal sehen wie lange mein Anstellgut diesmal überlebt – es bekommt frühestens in drei Monaten einen Namen! (Fast) alles zum Brotbacken finden Sie in unserem Shop – Sauerteig-Extrakte sogar im Angebot.
Muntere Grüße aus dem Paradieschen sendet
Judith Wentzel