Wildes Wachstum

 

Es gibt Fehler, die macht frau nur einmal! Estragon ins Hochbeet setzen zum Beispiel. Da erwarb ich letzten Sommer ein kleines Töpfchen, darin ein zartes Pflänzchen mit unschuldig grün-blauen, lanzettförmigen Blättchen. Vorsichtig in die zum Hochbeet umfunktionierte Badewanne gesetzt und hingebungsvoll nach heißen Sommertagen gewässert, belohnte es mich im Spätsommer mit drei schlanken Trieben. Bescheiden zog sich das Pflänzchen im Winter in die Erde zurück und was habe ich mich gefreut, als vor drei Wochen – noch bei eisigen Nachttemperaturen – die ersten rot-grünen fleischigen Knospen zu sehen waren. Jetzt wird es bald Frühling, hab ich so bei mir gedacht und liebevoll die vermeintlich zaghaften Vorboten beäugt. Ich hätte es besser wissen müssen. Was sich bei diesen Temperaturen durch die Erde schieben kann, ist weit von zaghaft entfernt. Der Blick am Wochenende in selbiges Beet offenbarte das ganze Ausmaß: Sauerampfer, Pimpinelle und Schnittknoblauch waren unterwandert. Mit der Häufigkeit von Wattwurm-Häufchen bei Ebbe ragten die Triebe aus der Erde, lediglich eingebremst vom Majoran, der von Süden her die Badewanne okkupiert hatte. Mit Hilfe von Grabgabel und Willenskraft gelang mir die Durchsetzung der Räumungsklage. Jetzt stecken beide Wucherer in Töpfen und ich hab Muskelkater. Apropos – für alle, die sich von Sonne auf Piste oder Feldweg haben locken lassen – im März gibt es Muskelwohl und Sport-Aktiv-Gel zum Aktionspreis. Gartenhandschuhe in drei Größen ebenfalls. Ich geh mal den Estragon gießen…
Grüne Grüße aus dem Paradieschen sendet Judith Wentzel

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