Mulinbeck: Biobäcker mit langer Tradition
Die Vollkornbäckerei Mulinbeck aus Büdingen-Düdelsheim backt seit 1983 mit Handwerkskunst und viel Leidenschaft bis zu 40 verschiedene Brotsorten, aber auch feine Kuchen und Gebäck. Seit mittlerweile 20 Jahren bezieht das Paradieschen seine Bio-Backwaren von den Düdelsheimern. Verarbeitet werden dort nur natürliche Rohstoffe nach den strengen Biorichtlinien von Demeter, Bioland und dem Arbeitskreis Gutes Brot (AGB). Sauerteig und Backferment werden noch selbst gezüchtet. Damit leistet Mulinbeck einen wichtigen Beitrag zu Umwelt und Nachhaltigkeit. Nach dem frühen Tod von Firmenchef Udo Kilb im Jahr 2013 führen seine Frau Christiane Häuser-Kilb und die beiden Söhne Jonathan und Noah den Familienbetrieb mit 35 Mitarbeitern weiter. Wir haben uns bei Mulinbeck umgesehen und sprachen mit Jonathan Kilb.
Paradieschen: Jonathan, wie war das damals – wollte Dein Vater Udo schon immer Bäcker werden?
Jonathan Kilb: Zu Beginn seiner Ausbildung schon, es lag ihm ja auch gewissermaßen im Blut: Mein Urgroßvater und Großvater besaßen eine Bäckerei, und mein Vater sollte sie weiterführen. Zunächst hatte er jedoch andere Interessen und begann deshalb ein Studium der Sozialpädagogik in Frankfurt. Zehn Jahre später gründete er dann in Düdelsheim bei Büdingen selbst eine Vollkornbäckerei.
Paradieschen: War der Bio-Gedanke damals schon ein Thema?
Jonathan Kilb: Für die Bäckerbranche sicher nicht, für meinen Vater allerdings schon. Er wollte von Anfang an eine Bio-Bäckerei eröffnen. Das war schon vor 1983, als nur wenige an die Bioidee glaubten. Damals backte er bereits Vollkornbrot in einer kleinen Mühle im Vogelsberg und belieferte damit die ersten Naturkostläden in der Umgebung. Insofern war er ein Pionier in Sachen Bio.
Paradieschen: Wie war das bei Dir?
Jonathan Kilb: Na ja, grundsätzlich bin ich genauso wie meine drei Geschwister in der Backstube groß geworden. Das hat mich schon in gewisser Weise geprägt. Letztlich habe ich dann nach dem Abi eine Bäckerausbildung bei der renommierten Demeter-Bäckerei in Berlin absolviert. Nach einem Intermezzo in einer französischen Bäckerei habe ich begonnen, Berufsschulpädagogik zu studieren und habe nebenbei an verschiedenen Schulen hospitiert. An den Wochenenden half ich noch in der Backstube meines Vaters aus.
Paradieschen: Und wie sollte es dann weitergehen?
Jonathan Kilb: Wir hatten es uns anders vorgestellt, aber leider verstarb unser Vater im Juli 2013. Das war für uns alle eine sehr schwere Zeit. Für mich war klar, dass ich jetzt gemeinsam mit meinem Bruder und meiner Mutter das Geschäft weiterführen will.
Paradieschen: Dein Bruder Noah ist auch Bäcker?
Jonathan Kilb: Ja. Auch er hat zunächst einen anderen Weg eingeschlagen und Kfz-Mechatroniker gelernt, ist aber nach dem Tod meines Vaters in die Bäckerei eingestiegen. Und auch ihm liegt das Bäckerhandwerk im Blut. Es ist, als hätte er nie etwas anderes gemacht als mit Teigen zu arbeiten. Mein Bruder und ich ergänzen uns bei allen Aufgaben wunderbar.
Paradieschen: Und Eure Mutter?
Jonathan Kilb: Meine Mutter hat den Betrieb mit meinem Vater aufgebaut und geführt. Sie kennt sich also sehr gut mit dem Management aus. Sie entwickelte neue Programme für unsere Rezepturen und optimierte die betrieblichen Abläufe. Heute organisiert sie unsere eigenen Läden – und vor allem ist sie sehr aktiv, wenn’s um neue Produkte geht.
Paradieschen: Stichwort Brot. Was ist das Besondere an Mulinbeck?
Jonathan Kilb: Regionalität ist uns sehr wichtig. Wir wollen einfach gutes Brot backen. Mit regionalem Getreide und ohne jegliche Zusatzstoffe. Unser Brot enthält nur Getreide, Wasser, Salz, Backferment bzw. Sauerteig, sonst nichts. Alle Zutaten stammen aus Bio-Anbau, geliefert von Betrieben, die nach Demeter-, Bioland- oder Biokreis- Richtlinien zertifiziert sind. Außerdem achten wir auf eine lange Teigführung. Die sorgt dafür, dass das Getreide besser aufgeschlossen wird, leichter verdaulich ist und mehr Aroma entwickelt. Das schmeckt man.
Paradieschen: Backt ihr eigentlich nur Vollkornprodukte?
Jonathan Kilb: Anfangs schon, inzwischen verwenden wir auch Weißmehl, etwa für einige unserer Brötchen, Baguettes oder Kuchen. Aber auch das kommt natürlich aus biologischem Anbau.
Paradieschen: Noch mal zurück zu den Lieferanten. Du hast vorhin die Regionalität betont. Das hat ja mit Bio erst mal nichts zu tun …
Jonathan Kilb: … aber mit Nachhaltigkeit! Wir wollen regionale Strukturen fördern, und das sind in unserem Fall landwirtschaftliche Familienbetriebe, die nach biologischen Richtlinien arbeiten. Fairness und eine gute Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten gehörte schon immer zu unseren Prinzipien. Die Lieferanten wissen, sie können sich auf Mulinbeck verlassen – und bekommen überdurchschnittlich gute Preise für ihr Getreide. Uns ist eine lange, gute Beziehung zu unseren Lieferanten sehr wichtig. Das gilt natürlich auch für das Paradieschen: Wir freuen uns, dass wir seit 20 Jahren so gut und fair mit Euch zusammenarbeiten!